Ein Bericht der IG-Milch:
„Während vor 500 Jahren die Bauern in Aufständen gegen die feudalen Herren kämpften, sitzen wir heute wieder in Ketten – nur feiner, juristisch wasserdicht und mit genossenschaftlichem Gütesiegel. Die Lieferverträge, die uns Molkereien abverlangen, sind keine Partnerschaften – sie sind Knebelverträge. Wer unterschreibt, verliert seine Freiheit.
Uns Bäuerinnen und Bauern wird vorgeschrieben, wem wir wie viel Milch zu welchem Preis zu liefern haben. Kündigung? Nur mit jahrelangen Fristen. Eigenvermarktung? Verboten. Wer's doch tut, zahlt. Das ist keine Knechtschaft, das ist moderner Milchsklavismus,“ so Ewald Grünzweil, Obmann der IG-Milch.
Ernst Halbmayr hat in seiner Funktion als Projektleiter von „A faire Milch“ und als Geschäftsführer von „Freie Milch Austria“ tiefe Einblicke in die gesamte Wertschöpfungskette Milch erlangt. Dabei wurde sichtbar wie absurd das Machtgefälle im Rohstoffbereich Milch und im Besonderen bei den großen Milchgenossenschaften ist.
Was ist mit der berühmten „genossenschaftlichen Mitbestimmung“? Ein Witz. „Die wirklich großen Entscheidungen – Preis, Strategie, Fusion – fallen längst über unsere Köpfe hinweg. Angesichts der bevorstehenden Fusionen in Österreich zwischen Vorarlberg Milch und NÖM oder in Deutschland zwischen DMK und Arla stellt sich nicht mehr die Frage, ob sich die Lage der Bäuerinnen und Bauern verschlechtert – sondern nur noch, wie schnell,“ so Ernst Halbmayr. Gerade die bevorstehende Fusion der NÖM mit der Vorarlberg Milch wird den Einfluss und das Mitspracherecht der haftenden Bäuerinnen und Bauern deutlich verringern.
Die Milchströme fließen global – der psychische Druck bleibt lokal. Burnout, Depression, Suizid: Das sind keine Einzelfälle, das sind Symptome eines Systems, das ausbeutet. Die Berichte über psychische Erkrankungen in der Landwirtschaft kommen nicht von ungefähr. Sie sind der Preis eines Systems, das mit dem Label „Wachstum“ verschleiert, was es in Wahrheit ist: Zerstörung von Würde, Selbstbestimmung, Lebensqualität aber auch Biodiversität.
Denn wer keine Wahl hat, ist kein freier Mensch.
Und wer für den Markt liefert, aber daran zugrunde geht, ist kein Unternehmer –
sondern ein moderner Sklave. „Gegen eine solche Knechtschaft aufzustehen und für faire Arbeits- und Lebensbedingungen für Mensch, Tier und Umwelt einzutreten ist deswegen auch 500 Jahre nach Niederschlagung der Bauernaufstände hoch aktuell und bleibt das Gebot der Stunde!“ so Grünzweil und Halbmayr unisono.
Rückfragehinweis:
Ewald Grünzweil 0664 2023869
Ernst Halbmayr 0664 9249635