Auf diesem Bild seht ihr mich, wie ich mit den Kindern in Kurdistan singe und tanze.
Ich wusste es schon von Afrika, dass die Kinder auf das Lied "und jetzt gang i ans Peters Brünnerle" sofort anspringen, und dass es beim Refrain richtig lustig wird - HO-LA-RE-DI-RIA / HO-LA RE-GUGU / HO-LA-RE-DI-RIA / HO-LA-RE-GUGU - die Kinder haben so begeistert getanzt und geklatscht, dass so richtig Staub aufgestiegen ist.
Diese Staubwolke hat das Militär alarmiert. Soldaten sind dahergekommen, haben wild herum geschossen. Sie haben die Kinder mit Stöcken verdroschen und mich haben sie festgenommen. Mein Vergehen - in der Islamischen Republik Iran ist es verboten eine Disco zu veranstalten, und ich sei soeben auf frischer Tat bei der Gründung einer Disco ertappt worden. Sie nahmen mich fest und brachten mich in ihr Militärlager. Der Leiter von unserem Zeltspital und ein Dolmetscher wurden gerufen, und die Verhandlung begann.
Eine wilde Erfahrung. Wir saßen in einem Zelt am Boden. Ungefähr zehn Personen, schön im Kreis. Jeder der Soldaten hatte sein Maschinengewehr neben sich liegen, und dann ging s los. Zuerst der Disco-Vorwurf, dann der mögliche Strafrahmen, dann wieder Palaver auf Farsi, von dem ich nichts verstehen konnte und zwischendurch immer wieder Pausen. Zehn Minuten, manchmal auch 20 Minuten ... Pause ... nichts ... kein Wort ... nur Schweigen. Eine seltsame Form der Folter. Das muss man auch einmal aushalten. So ging das stundenlang dahin. Und irgendwann um zwei Uhr früh beschlossen die Militärs: "weg mit euch" ... wir sollten jetzt zurück in unser Zeltspital.
Am nächsten Tag kam eine hochrangige Delegation aus Teheran, um das Flüchtlingslager und auch unser Zeltspital zu kontrollieren. Ich beschwerte mich beim Delegationsleiter und sagte zu ihm, "Für diese Kinder gibt s in diesem Lager wirklich nicht viel zu lachen. Und wenn sie dann endlich einmal lachen können, dann kommt dein verrücktes Militär daher, schießt wild herum, verdrischt die Kinder und nimmt mich fest." Irgendwie hat ihn diese Geschichte berührt. Das Militär wurde verwarnt, und mir erlaubte er ausdrücklich, dass ich mit den Kindern am nächsten Tag ein Fest machen dürfe. Doch dazu kam es nicht. Am nächsten Tag wurden die 9.000 kurdischen Flüchtlinge mit Schotterfuhrwerken zurück in den Irak gebracht.
Seit damals, 1991, kommt diese Region immer wieder in die Mühlen fremder Mächte. Sie litten unter Saddam Hussein, sie waren Leidtragende im Krieg zwischen Irak und Iran, dann kam der Islamische Staat, dann der Kampf um die Befreiung vom IS, und dann die Türken, die Amerikaner und ....
In dieser Gegend leben mehr als 2 Millionen Flüchtlinge. Mehr als in ganz Europa. Die meisten von ihnen sind sog. Binnenflüchtlinge. D. h. ihre Heimat ist relativ nahe. Viele von ihnen versuchen heimzukehren. Es ist mir eine aufrichtige Freude, dass wir tausend Kindern Schuhe schenken können, schenken dürfen. Dank Eurer Spenden ist uns das möglich. ............ SCHENK AUCH DEN KINDERN EIN PAAR SCHUH ............. FROHE OSTERN!