Ein japanischer Kimono („das Ding zum Anziehen“) unterscheidet sich wesentlich von westlichen Schnittformen weil er den Körper nicht nachbildet oder in bestimmte Formen zwingt. Und weil ein Kimono aus ganzen, geraden Stoffbahnen ohne Verschnitt und Abfall genäht wird, ist es das „Zero Waste“-Kleidungsstück schlechthin.

In diesem Kurs wird Karin mit euch euren individuellen Kimono-Schnitt entwickeln, euch in die Technik des Handnähens einführen und zeigen, wie ihr einen Kimono - ein ungefüttertes Obergewand (hitoe kosode) - in der traditionellen japanischen Handnähtechnik anfertigt. Außerdem wird euch Karin die Prinzipien der japanischen Ethik und Ästhetik näherbringen, denn in seiner minimalistischen Ästhetik verkörpert der Kimono grundlegende Prinzipien wie etwa wabi-sabi, das Konzept der Wahrnehmung von Schönheit oder mottainai („Verschwende nichts“). Diese Prinzipien stehen für den Respekt vor der Einzigartigkeit der Dinge und der Unbeständigkeit allen Seins, aber auch für die Achtung vor dem Material und der Arbeit der Hände. Und während eure Hände emsig arbeiten, wird euer Geist zur Ruhe finden.

Alle Nähte werden von Hand ausgeführt. Vorkenntnisse im Nähen sind nicht erforderlich. Von Vorteil sind – wie bei allen handwerklichen und textilen Arbeiten – ein wenig Geduld und Ausdauer.

Ihr bringt euren Stoff für den Kimono bitte selber mit:

3,5 – 4 m Stoff bei einer Stoffbreite von 140 cm


oder 6 m Stoff bei einer Breite von 90 cm

Achtung: Einsprung beim Waschen nicht vergessen, daher den Stoff bitte vorwaschen! Als Kimono-Stoffe sind Leinen, Baumwolle, Seide und auch Mischgewebe gut geeignet. Der Stoff sollte nicht zu dick sein, aber auch nicht zu weich fallen (wie z.B. Crepe Seide) und vor allem nicht dehnbar sein.

Festes Nähgarn wie etwa Quiltgarn (Hand- oder Maschinenquiltgarn) – idealerweise farblich zum Stoff abgestimmt, weil die Nähte sichtbar sind, aber natürlich können auch bewusst Kontrastfarben gewählt werden.

Stoffschere, Lineal (mind. 30 cm lang), Bleistift, Papier für Notizen, Schneiderkreide, Maßband, Stecknadeln, Nähnadeln, Heftgarn, ev. Fingerhut.

Eigene Kimono-Nähnadeln werden für den Workshop zur Verfügung gestellt und können bei Bedarf erworben werden.

Wir freuen uns auf euch kreative Künstler*innen.


Kursleitung

Karin Altmann ist passionierte Textilkünstlerin und Forscherin und unterrichtet seit 2004 in der Abteilung für Textilkunst an der Universität für angewandte Kunst Wien. Daneben initiierte sie eine Reihe transkultureller Projekte mit Partner*innen aus Bhutan, Kirgistan, Mexiko, Japan, Ghana und Mali sowie Kunstprojekte mit Kindern, Menschen mit Behinderungen, Flüchtlingen und Frauen in psychischen und sozialen Krisen.

Seit über 15 Jahren widmet sie sich der Erforschung der ältesten textilen Kulturtechniken und untersucht dabei die Verbindung zwischen Kunst, Spiritualität und sozialer Wirklichkeit. Ob vermittelnd oder forschend, geht es ihr darum interkulturelle Dialoge anzuregen, die Achtung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen zu fördern und das Bewusstsein für den Wert dieser Vielfalt auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene zu schärfen, denn in der Stärkung der kulturellen Vielfalt sieht sie eine wichtige Zukunftsinvestition unserer Gesellschaft.